Namaste!
Seit 2.5 Wochen bin ich nun in Nepal. Der Start am Flughafen Zürich wurde mir von den Qatar-Airways-Mitarbeitern bereits etwas erschwert, da mein Pass auf der ersten Seite eingerissen ist und somit das Dokument beschädigt sei, weshalb die Einreise in Nepal nicht garantiert wäre… Den kurzerhand erstellten Not-Pass hat bisher jedoch noch niemanden interessiert – der alte Pass wurde problemlos akzeptiert…
Seit 2.5 Wochen bin ich nun in Nepal. Der Start am Flughafen Zürich wurde mir von den Qatar-Airways-Mitarbeitern bereits etwas erschwert, da mein Pass auf der ersten Seite eingerissen ist und somit das Dokument beschädigt sei, weshalb die Einreise in Nepal nicht garantiert wäre… Den kurzerhand erstellten Not-Pass hat bisher jedoch noch niemanden interessiert – der alte Pass wurde problemlos akzeptiert…
Die Ankunft in Kathmandu war regnerisch-kühl und die
Warmwasserdusche blieb aufgrund der fehlenden Sonneneinstrahlung am ersten Tag
ebenfalls aus. Der Regen hatte aber zum Vorteil, dass die Luft dafür angenehmer
war als in den Folgetagen. Im Hotel traf ich beim Frühstück dann drei Kanadier,
die ebenfalls am Folgetag zur Wanderung durch das Helambu-Tal zum Gosainkundsee
wollten. Nach kurzer Diskussion entschieden wir uns dann, die 8-10 tägige
Wanderung gemeinsam und ohne Führer anzugehen. Die Tour begann eine gute Stunde
nordöstlich von Kathmandu in Sundarijal. Nach 4-5h Wanderung durch den 1.
Nationalpark erreichten wir Chisapani auf rund 2100m, wo wir unsere erste Nacht
in einem dieser „Tee-Häuser“ verbrachten. Aufgrund der vielen wild wachsenden
Hanfpflanzen (bis auf rund 2000m) glaubten wir zuerst, dies sei der Grund für
die friedvolle Ruhe, aber nur eine Autostunden von Kathmandu entfernt ist alles
viel ruhiger & gemütlicher - die Uhr scheint vielerorts einfach stehen
geblieben zu sein. Die Felder werden hier noch mit Yaks gepflügt und alles
andere ist reine Handarbeit. Von entgegenkommenden Touristen hatten wir
erfahren, dass man jetzt in der Zwischensaison überall nach „Pay for food,
sleep for free“ fragen sollten. Das war dann auch nie ein Problem und die
ohnehin schon billigen Übernachtungspreise (Fr. 2.50/Person) wurden uns jeweils
erlassen, solange wir alle Mahlzeiten im entsprechenden „Hotel“ einnahmen. Die Warmwasser-Dusche bestand dann aus einem
grossen Topf heissem Wasser und einem kleinen Becher – das war aber erfrischend
und angenehm und wir wussten, dass dies möglicherweise die letzte Dusche für
die kommenden Tage war. Am ersten Tag trafen wir auch Paolo, ein 55-jähriger
Italiener, welcher alleine mit seinem Träger-Führer unterwegs war und die
folgenden 9 Tagen die gleiche Strecke lief wie wir. Von Chisapani ging’s dann
die folgenden 3 Tage steht’s aufwärts, vorbei an dutzenden kleinen Tälern mit
Terrassen-Hängen und durch wunderschöne märchenhaft-blühende Rhododendron-Wälder
– die Baumgrenze liegt auf ca. 3700m. Die Nächte wurden immer kälter und wir
waren jeweils froh um den Holzofen im „Esszimmer/Aufenthaltsraum“, welcher zwar
teilweise zu einem unheimlichen Nebel im Raum führte, aber angenehme Wärme
verstrahlte. Wir waren also täglich 5-9h unterwegs, was mit guten 10kg auf dem
Buckel manchmal recht anstrengend war. Täglich gings auf und ab, wir
durchquerten etliche kleinere Täler und überquerten mehrere kleine Pässe. Auch
fanden wir immer ein Tee-Haus, wo wir für ein paar Franken ein leckeres
Mittagessen fanden. Das Essen wurde zwar immer etwas „karger“ bezüglich der Gemüsevielfalt,
aber nicht schlechter! Nein, gegessen hatten wir fantastisch! Eine frisch
zubereitete Knoblauch-Suppe und anschliessend Momos oder ein Dal Bhat und dazu
einen Masala-Tee trinken…es gibt kaum was Besseres um sich hier aufzuwärmen! Und
danach mit Josh noch ein Backgammon spielen – perfekt ;-) Nach einer kühlen
Nacht in Phedi auf 3700m, ging’s dann in einem rund vierstündigen Aufstieg über
den nur noch leicht Schnee bedeckten Laurabina-Pass (4610m). Grace’s Atemzüge
auf Passhöhe waren so unwillkürlich und rasch und es blies uns ein eisiger Wind
entgegen, so dass ich einen zügigen Abstieg zum Gosainkund-See auf rund 4300m
anstrebte, wo wir dann einen Ruhetag einlegten. Der Gosainkund-See ist der
heiligste See in Nepal und wird jeweils im August zu einem Pilgerort für viele
Hinduisten. Gott Shiva soll hier hausen. Die Nächte am See waren klar mit
wunderschönem Sternenhimmel, aber sau-kalt. Den Ruhetag verbrachten wir damit,
auf den nahegelegenen „Hügel“ auf rund 4800m zu wandern und von dort die
Aussicht ins Langtang-Tal und den Blick auf die 6- & 7000er zu geniessen!
Fantastisch! Auch hatten wir Wetterglück, so dass der Nachmittag am See
problemlos im T-Shirt verbracht werden konnte.
Am Folgetag, unserem 7. Trekkingtag, begann der Abstieg.
Der Panorama-Blick ins Langtang-Tal blieb uns erhalten und wir konnten uns kaum
satt genug daran sehen. Etliche Stupas mit Gebetsfahnen säumten den Weg und als
die Baumgrenze wieder erreicht war, schlenderten wir auch wieder durch die
Rhododendronen-Wälder bis nach Sin Gumpa, wo eine der besten Käsereien des
Landes steht. Natürlich kauften wir uns gleich ein halbes Kilo Yak-Käse und
verschlangen den sehr milden Hartkäse unverzüglich – verglichen mit einem
Appenzellerkäse bot dieser Käse aber nicht allzu viel! Das Klima war auf dieser
Seite des Passes deutlich milder und das kleine Bergdörfchen auf 3300m besass
eine ziemlich gute Infrastruktur, so dass wir endlich endlich mal wieder warm
duschen konnten! Solarzellen sei Dank! Im WC stand sogar eine richtige
WC-Schüssel – ein MEGA-Highlight! Da wir auf unserer wunderschönen, aber etwas
veralteten und doch sehr ungenauen Wanderkarte eine „Thermalquelle“ entdeckten,
führte unser Weg weiter runter nicht direkt nach Dhunche wie urspünglich
geplant sondern nach Shyabru Besi. Dort angekommen übernachteten wir im Hot
Spring Hotel. Die Hot springs waren dann aber eine Warmwasserpfütze, wo sich
die einheimischen (halb-)nackt schrubbten und wuschen…wir verzichteten daher
auf das „Bad“… danach ging’s per Jeep zurück nach Kathmandu. Die Strecke
zwischen Dhunche und Kathmandu ist angeblich die schlechtest ausgebaute Strasse
in Nepal und ich würde dem zustimmen – in ganz Lateinamerika habe ich nirgends
eine solche Strasse angetroffen (ja Oli, auch die Strasse zwischen Medellin und
Turbo war deutlich besser!)! Wirklich katastrophal, aber wir haben’s überlebt
und nur 5h für die rund 130km benötigt.
Zurück im Hotel, organisierten wir uns fürs Wochenende
einen Ausflug in den Chitwan-Nationalpark. Leider kann man seit letztem Sommer
nicht mehr im Park selber Übernachten – was auch noch in keinem Reiseführer
steht. Die hoteleigene Agentur machte uns aber ein gutes Angebot, so dass wir
nach den 9 Trekking-Tagen und einem weiteren Sightseeing-Tag in Kathmandu
gleich weiter in den Dschungel fuhren. Wir waren die einzigen vier Gäste und
wir liessen uns auch eine individuelle Tour zusammenstellen. Gleich nach der
Ankunft ging’s zum Elefanten-Baden mit anschliessendem –Reiten. Schon noch
lustig, auf so einem Elefanten rumzustehen und auf ihm liegend das kühlende
Flusswasser geniessen. Der Ausritt diente dann in erster Linie dazu, Nashörner
zu finden! Dies ist die sicherste Methode – auf einem Elefanten. Der
Elefanten-Treiber führte uns mitten ins Dickicht. Immer wieder gab er dem Tier
den Befehl, irgendwelche im Weg stehende Bäume und Sträucher wortwörtlich
niederzustampfen – was der gut erzogene Elefant natürlich auch tat. Bald
stellten sich dann auch die Rhinos vor die Linse! Meistens Mutter mit Kind.
Sehr beeindruckend! Auch einige Wildschweine und eine Horde Rehe und Hirsche
sahen wir an uns vorbei ziehen. Voll von Mücken, Käfern und Spinnennetzen waren
wir dann einmal mehr sehr froh über eine Dusche – diesmal musste sie nicht
einmal warm sein. Für den nächsten Tag hatten wir uns eine Dschungelwanderung gewünscht.
Nach einer kurzen Bootsfahrt in den Park hinein, begann dann unsere 7-stündige
Dschungeltour! Regel Nr. 1: Falls Nashörner angreifen, auf einen Baum klettern
oder im Zick-Zack davon und um einen Baum rennen und immer wieder ein
Kleidungsstück abwerfen. Regel Nr. 2: Lippenbär: davon rennen und sicherlich
nicht auf einen Baum. Regel Nr. 3: Tiger: Ruhe bewahren, Augenkontakt meiden
und langsam rückwärts gehen; Tiger greifen in der Regel von Hinten an. Wir
schlenderten dann los. Anfangs noch auf Pfaden und je länger wir unterwegs
waren, desto unwegsamer wurde der „Weg“. Mal durch 2-3m hohes Gras, mal durch
dickstes Dickicht. Rehe und Hirsche sowie Wildschweine sahen wir einige und
dann plötzlich auch Nashörner beim Schlammbad. Die beiden Führer wurden jeweils
etwas „nervös“ und waren immer sehr erleichtert, wenn sich die hörnigen Riesen
von uns abwandten. Mittagessen war ein Picknick irgendwo im Wald. Gegen
Nachmittag trafen wir dann wieder auf ein Nashorn und der eine Führer rannte
förmlich auf uns zu und rief „lauft“! Sein Gesichtsausdruck sprach Bände! Wir
waren wie versteinert und der andere Führer zerrte uns dann Richtung Gebüsch.
Das Nashorn kehrte uns aber den Rücken, so dass es quasi ein „Fehlalarm“ war,
der uns aber einen gewaltigen Schrecken einjagte. 30m Sicherheitsabstand zu
diesen Tieren ist wohl das Minimum! Am späteren Nachmittag – wir liefen alle
weiterhin schön in einer Reihe – übernahm dann plötzlich der eine Führer das
Schlusslicht. Der einzige Grund konnte also nur sein, dass wir nun im
Tiger-Revier waren! Leider wollte er sich uns nicht zeigen. Auch zeigte uns der
Lippenbär nur seine Fussabdrücke (was vielleicht auch besser so war). Nach
einer Bird-Watching-Tour gings dann wieder zurück auf der ebenfalls nicht sehr
gut ausgebauten Strasse nach Kathmandu.
Hier besuchten wir in den letzten drei Tagen noch einige
schöne Stadtviertel, welche wohl viele Trekking-Touristen auslassen: Patan
& Bhaktapur sowie Boudhanath, die grösste Stupa des Landes (40m hoch). Auch
dem „Affentempel“ (Swayambhunath) und etlichen weiteren kleineren Tempeln,
Schreinen und Stupas statteten wir einen Besuch ab. Affen gibt’s hier nicht nur
beim Affentempel (diese dort sind aber besonders frech). Manchmal trifft man
ein Äffchen einfach so in der Stadt…auch Kühe und Ziegen versperren einem oft
den Weg durch die Gassen. An gewissen Orten auf der Ringstrasse grasen diese
Tiere auch auf dem „Mittelstreifen“. Kathmandu ist wirklich eine sehr spezielle
Stadt. Sehr laut, stinkig, staubig und hektisch. Auch kann man hier alles
kaufen – insbesondere Trekking-Ausrüstung. Von gefälschten Rohner-Socken über
Raichle-Wanderschuhe bis zur Gore-Tex-Mammut-Jacke – oft jedoch mit einer Kopie
der Originalverpackung J
Das Essen hier ist fabelhaft! Abgenommen habe ich mit
Sicherheit nicht! Ob Dal Bhat, Chappati, gedämpfte Momos, Pakodas, eine
Knoblauchsuppe oder sonst eines dieser super-leckeren Menüs – das Essen hier
ist einfach SUPER!
Ueli Steck habe ich leider nicht angetroffen. Ich frage
mich aber, was er angestellt hat, dass diese so überaus liebevollen Nepalesen
in angeblich angegriffen haben sollen.
Morgen Nachmittag fliege ich dann nach Dhaka, Bangladesch
und ab Sonntag beginnt das Arbeiten dort, worauf ich mich jetzt sehr freue. Bangladesch war ja in den letzten Tagen oft genug in den Medien, so dass alle wissen müssten, wo das liegt ;-) ich bin gespannt auf die Lage vor Ort und melde mich dann einmal.
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