Donnerstag, 9. Mai 2013

Nepal


Namaste!
Seit 2.5 Wochen bin ich nun in Nepal. Der Start am Flughafen Zürich wurde mir von den Qatar-Airways-Mitarbeitern bereits etwas erschwert, da mein Pass auf der ersten Seite eingerissen ist und somit das Dokument beschädigt sei, weshalb die Einreise in Nepal nicht garantiert wäre… Den kurzerhand erstellten Not-Pass hat bisher jedoch noch niemanden interessiert – der alte Pass wurde problemlos akzeptiert…

Die Ankunft in Kathmandu war regnerisch-kühl und die Warmwasserdusche blieb aufgrund der fehlenden Sonneneinstrahlung am ersten Tag ebenfalls aus. Der Regen hatte aber zum Vorteil, dass die Luft dafür angenehmer war als in den Folgetagen. Im Hotel traf ich beim Frühstück dann drei Kanadier, die ebenfalls am Folgetag zur Wanderung durch das Helambu-Tal zum Gosainkundsee wollten. Nach kurzer Diskussion entschieden wir uns dann, die 8-10 tägige Wanderung gemeinsam und ohne Führer anzugehen. Die Tour begann eine gute Stunde nordöstlich von Kathmandu in Sundarijal. Nach 4-5h Wanderung durch den 1. Nationalpark erreichten wir Chisapani auf rund 2100m, wo wir unsere erste Nacht in einem dieser „Tee-Häuser“ verbrachten. Aufgrund der vielen wild wachsenden Hanfpflanzen (bis auf rund 2000m) glaubten wir zuerst, dies sei der Grund für die friedvolle Ruhe, aber nur eine Autostunden von Kathmandu entfernt ist alles viel ruhiger & gemütlicher - die Uhr scheint vielerorts einfach stehen geblieben zu sein. Die Felder werden hier noch mit Yaks gepflügt und alles andere ist reine Handarbeit. Von entgegenkommenden Touristen hatten wir erfahren, dass man jetzt in der Zwischensaison überall nach „Pay for food, sleep for free“ fragen sollten. Das war dann auch nie ein Problem und die ohnehin schon billigen Übernachtungspreise (Fr. 2.50/Person) wurden uns jeweils erlassen, solange wir alle Mahlzeiten im entsprechenden „Hotel“ einnahmen.  Die Warmwasser-Dusche bestand dann aus einem grossen Topf heissem Wasser und einem kleinen Becher – das war aber erfrischend und angenehm und wir wussten, dass dies möglicherweise die letzte Dusche für die kommenden Tage war. Am ersten Tag trafen wir auch Paolo, ein 55-jähriger Italiener, welcher alleine mit seinem Träger-Führer unterwegs war und die folgenden 9 Tagen die gleiche Strecke lief wie wir. Von Chisapani ging’s dann die folgenden 3 Tage steht’s aufwärts, vorbei an dutzenden kleinen Tälern mit Terrassen-Hängen und durch wunderschöne märchenhaft-blühende Rhododendron-Wälder – die Baumgrenze liegt auf ca. 3700m. Die Nächte wurden immer kälter und wir waren jeweils froh um den Holzofen im „Esszimmer/Aufenthaltsraum“, welcher zwar teilweise zu einem unheimlichen Nebel im Raum führte, aber angenehme Wärme verstrahlte. Wir waren also täglich 5-9h unterwegs, was mit guten 10kg auf dem Buckel manchmal recht anstrengend war. Täglich gings auf und ab, wir durchquerten etliche kleinere Täler und überquerten mehrere kleine Pässe. Auch fanden wir immer ein Tee-Haus, wo wir für ein paar Franken ein leckeres Mittagessen fanden. Das Essen wurde zwar immer etwas „karger“ bezüglich der Gemüsevielfalt, aber nicht schlechter! Nein, gegessen hatten wir fantastisch! Eine frisch zubereitete Knoblauch-Suppe und anschliessend Momos oder ein Dal Bhat und dazu einen Masala-Tee trinken…es gibt kaum was Besseres um sich hier aufzuwärmen! Und danach mit Josh noch ein Backgammon spielen – perfekt ;-) Nach einer kühlen Nacht in Phedi auf 3700m, ging’s dann in einem rund vierstündigen Aufstieg über den nur noch leicht Schnee bedeckten Laurabina-Pass (4610m). Grace’s Atemzüge auf Passhöhe waren so unwillkürlich und rasch und es blies uns ein eisiger Wind entgegen, so dass ich einen zügigen Abstieg zum Gosainkund-See auf rund 4300m anstrebte, wo wir dann einen Ruhetag einlegten. Der Gosainkund-See ist der heiligste See in Nepal und wird jeweils im August zu einem Pilgerort für viele Hinduisten. Gott Shiva soll hier hausen. Die Nächte am See waren klar mit wunderschönem Sternenhimmel, aber sau-kalt. Den Ruhetag verbrachten wir damit, auf den nahegelegenen „Hügel“ auf rund 4800m zu wandern und von dort die Aussicht ins Langtang-Tal und den Blick auf die 6- & 7000er zu geniessen! Fantastisch! Auch hatten wir Wetterglück, so dass der Nachmittag am See problemlos im T-Shirt verbracht werden konnte.

Am Folgetag, unserem 7. Trekkingtag, begann der Abstieg. Der Panorama-Blick ins Langtang-Tal blieb uns erhalten und wir konnten uns kaum satt genug daran sehen. Etliche Stupas mit Gebetsfahnen säumten den Weg und als die Baumgrenze wieder erreicht war, schlenderten wir auch wieder durch die Rhododendronen-Wälder bis nach Sin Gumpa, wo eine der besten Käsereien des Landes steht. Natürlich kauften wir uns gleich ein halbes Kilo Yak-Käse und verschlangen den sehr milden Hartkäse unverzüglich – verglichen mit einem Appenzellerkäse bot dieser Käse aber nicht allzu viel! Das Klima war auf dieser Seite des Passes deutlich milder und das kleine Bergdörfchen auf 3300m besass eine ziemlich gute Infrastruktur, so dass wir endlich endlich mal wieder warm duschen konnten! Solarzellen sei Dank! Im WC stand sogar eine richtige WC-Schüssel – ein MEGA-Highlight! Da wir auf unserer wunderschönen, aber etwas veralteten und doch sehr ungenauen Wanderkarte eine „Thermalquelle“ entdeckten, führte unser Weg weiter runter nicht direkt nach Dhunche wie urspünglich geplant sondern nach Shyabru Besi. Dort angekommen übernachteten wir im Hot Spring Hotel. Die Hot springs waren dann aber eine Warmwasserpfütze, wo sich die einheimischen (halb-)nackt schrubbten und wuschen…wir verzichteten daher auf das „Bad“… danach ging’s per Jeep zurück nach Kathmandu. Die Strecke zwischen Dhunche und Kathmandu ist angeblich die schlechtest ausgebaute Strasse in Nepal und ich würde dem zustimmen – in ganz Lateinamerika habe ich nirgends eine solche Strasse angetroffen (ja Oli, auch die Strasse zwischen Medellin und Turbo war deutlich besser!)! Wirklich katastrophal, aber wir haben’s überlebt und nur 5h für die rund 130km benötigt.

Zurück im Hotel, organisierten wir uns fürs Wochenende einen Ausflug in den Chitwan-Nationalpark. Leider kann man seit letztem Sommer nicht mehr im Park selber Übernachten – was auch noch in keinem Reiseführer steht. Die hoteleigene Agentur machte uns aber ein gutes Angebot, so dass wir nach den 9 Trekking-Tagen und einem weiteren Sightseeing-Tag in Kathmandu gleich weiter in den Dschungel fuhren. Wir waren die einzigen vier Gäste und wir liessen uns auch eine individuelle Tour zusammenstellen. Gleich nach der Ankunft ging’s zum Elefanten-Baden mit anschliessendem –Reiten. Schon noch lustig, auf so einem Elefanten rumzustehen und auf ihm liegend das kühlende Flusswasser geniessen. Der Ausritt diente dann in erster Linie dazu, Nashörner zu finden! Dies ist die sicherste Methode – auf einem Elefanten. Der Elefanten-Treiber führte uns mitten ins Dickicht. Immer wieder gab er dem Tier den Befehl, irgendwelche im Weg stehende Bäume und Sträucher wortwörtlich niederzustampfen – was der gut erzogene Elefant natürlich auch tat. Bald stellten sich dann auch die Rhinos vor die Linse! Meistens Mutter mit Kind. Sehr beeindruckend! Auch einige Wildschweine und eine Horde Rehe und Hirsche sahen wir an uns vorbei ziehen. Voll von Mücken, Käfern und Spinnennetzen waren wir dann einmal mehr sehr froh über eine Dusche – diesmal musste sie nicht einmal warm sein. Für den nächsten Tag hatten wir uns eine Dschungelwanderung gewünscht. Nach einer kurzen Bootsfahrt in den Park hinein, begann dann unsere 7-stündige Dschungeltour! Regel Nr. 1: Falls Nashörner angreifen, auf einen Baum klettern oder im Zick-Zack davon und um einen Baum rennen und immer wieder ein Kleidungsstück abwerfen. Regel Nr. 2: Lippenbär: davon rennen und sicherlich nicht auf einen Baum. Regel Nr. 3: Tiger: Ruhe bewahren, Augenkontakt meiden und langsam rückwärts gehen; Tiger greifen in der Regel von Hinten an. Wir schlenderten dann los. Anfangs noch auf Pfaden und je länger wir unterwegs waren, desto unwegsamer wurde der „Weg“. Mal durch 2-3m hohes Gras, mal durch dickstes Dickicht. Rehe und Hirsche sowie Wildschweine sahen wir einige und dann plötzlich auch Nashörner beim Schlammbad. Die beiden Führer wurden jeweils etwas „nervös“ und waren immer sehr erleichtert, wenn sich die hörnigen Riesen von uns abwandten. Mittagessen war ein Picknick irgendwo im Wald. Gegen Nachmittag trafen wir dann wieder auf ein Nashorn und der eine Führer rannte förmlich auf uns zu und rief „lauft“! Sein Gesichtsausdruck sprach Bände! Wir waren wie versteinert und der andere Führer zerrte uns dann Richtung Gebüsch. Das Nashorn kehrte uns aber den Rücken, so dass es quasi ein „Fehlalarm“ war, der uns aber einen gewaltigen Schrecken einjagte. 30m Sicherheitsabstand zu diesen Tieren ist wohl das Minimum! Am späteren Nachmittag – wir liefen alle weiterhin schön in einer Reihe – übernahm dann plötzlich der eine Führer das Schlusslicht. Der einzige Grund konnte also nur sein, dass wir nun im Tiger-Revier waren! Leider wollte er sich uns nicht zeigen. Auch zeigte uns der Lippenbär nur seine Fussabdrücke (was vielleicht auch besser so war). Nach einer Bird-Watching-Tour gings dann wieder zurück auf der ebenfalls nicht sehr gut ausgebauten Strasse nach Kathmandu.

Hier besuchten wir in den letzten drei Tagen noch einige schöne Stadtviertel, welche wohl viele Trekking-Touristen auslassen: Patan & Bhaktapur sowie Boudhanath, die grösste Stupa des Landes (40m hoch). Auch dem „Affentempel“ (Swayambhunath) und etlichen weiteren kleineren Tempeln, Schreinen und Stupas statteten wir einen Besuch ab. Affen gibt’s hier nicht nur beim Affentempel (diese dort sind aber besonders frech). Manchmal trifft man ein Äffchen einfach so in der Stadt…auch Kühe und Ziegen versperren einem oft den Weg durch die Gassen. An gewissen Orten auf der Ringstrasse grasen diese Tiere auch auf dem „Mittelstreifen“. Kathmandu ist wirklich eine sehr spezielle Stadt. Sehr laut, stinkig, staubig und hektisch. Auch kann man hier alles kaufen – insbesondere Trekking-Ausrüstung. Von gefälschten Rohner-Socken über Raichle-Wanderschuhe bis zur Gore-Tex-Mammut-Jacke – oft jedoch mit einer Kopie der Originalverpackung J

Das Essen hier ist fabelhaft! Abgenommen habe ich mit Sicherheit nicht! Ob Dal Bhat, Chappati, gedämpfte Momos, Pakodas, eine Knoblauchsuppe oder sonst eines dieser super-leckeren Menüs – das Essen hier ist einfach SUPER!

Ueli Steck habe ich leider nicht angetroffen. Ich frage mich aber, was er angestellt hat, dass diese so überaus liebevollen Nepalesen in angeblich angegriffen haben sollen.

Morgen Nachmittag fliege ich dann nach Dhaka, Bangladesch und ab Sonntag beginnt das Arbeiten dort, worauf ich mich jetzt sehr freue. Bangladesch war ja in den letzten Tagen oft genug in den Medien, so dass alle wissen müssten, wo das liegt ;-) ich bin gespannt auf die Lage vor Ort und melde mich dann einmal.

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